Sturm im Hafen von Norddeich im Januar
Ulrich Habel
| 2 Minuten
Sturm im Hafen von Norddeich im Januar
Januar 2022 – einer dieser Tage, die eigentlich regen verhangen beginnen und wo sich kein Mensch leicht aufrafft, um nach draußen zu gehen. Die Regenwahrscheinlichkeit ist mit satten 90 % angegeben, vielleicht sollte ich doch noch einen Tee trinken und aus dem Fenster schauen?
Es ist aber eben dennoch manchmal so, dass man allen Vorhersagen zum Trotz sich doch auf den Weg macht, hungrig etwas zu sehen – in meinem Fall vielleicht eine neue Tonspur einzufangen, mal sehen, was mir so vor die Mikrofone laufen wird. Auf dem Weg nach Norddeich präsentiert sich das Wetter von seiner charmanten Seite: Regen, Sturm – die Wischerstufen kann ich mitunter fröhlich durchschalten. Und auch da stellt sich wieder die Frage: Will ich denn wirklich raus? Also ich meine ernsthaft?
Schnell ist Norddeich erreicht – den Sturm nehme ich hier noch viel intensiver wahr aber man mag es kaum glauben oder nicht: Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern. Nordsee Lust – der Sturm peitscht das Meer auf, die Wellen branden auf die Außenseite des Deichs, der Geruch nach Meer und Salz liegt in der Luft.
Das Auto steht auf einem wunderbaren Parkplatz und wird durch die Sturmböen hin- und hergeschunkelt. Daunenweste an, Fleece an, winddichte Jacke an und raus. Der Wind zerrt an der Jacke, ich habe zwei Mützen und einen Schlauchschal an, letzterer wird mein Gesicht vor dem eisigen Wind schützen. Verpackt wie das Männchen aus der Reifenwerbung gehe ich oben auf dem Deich in Richtung Leitdamm. Das ist der Damm, der in den Hafen hineinführt. An einem halbwegs windgeschützten Platz baue ich mich auf, drücke auf die Aufnahmetaste und beginne den Sonnenschein als wärmend zu empfinden. Mit dieser Illusion im Kopf beginne ich die erste Aufnahme. Schiffe kommen und fahren aus dem Hafen und ich habe ein paar Minuten für mich zum Träumen.
Da ist es wieder dieses Gefühl: Nordsee Liebe. Und damit verbunden kommt auch wieder der Gedanke des Fischerbootes im Hafen als Wohnobjekt. Statt dem Hashtag #vanlife zu folgen eben #fischkutter. Kein Hausboot, sondern ein alter Kutter, aus Stahl oder aus Holz, gemütlich ausgebaut zu einem kleinen Heim.
Das Wasser gluckert zwischen den Steinen und kleinere Wellen klatschen dann und wann gegen den Schiffsrumpf.
Ein schöner Gedanke.