DIY Windschutz/Dead Cat - Krümelmonster Edition
Ulrich Habel
| 5 Minuten
Dead Cat, ein wirklich grausig klingendes Wort. Gemeint ist der Windschutz eines Mikrofons welches in pelzig, plüschiger Anmutung daherkommt, um den Wind daran zu hindern in die Mikrofon-Öffnung zu pusten. Das erzeugt sehr laute Geräusche, die alle anderen umliegenden Töne schlicht übertönt. Fertige Lösungen gibt es dort sehr viele zu kaufen. Aufgrund des Spezialbedarfs - oder aber einfach weil es nur ein wenig spezieller ist, tummeln sich dort nicht sehr viele Firmen und diese Zubehörteile sind einfach unglaublich teuer. Je nach Größe des Mikrofons werden schon einmal schnell rund 200-300 Euro nur für den Windschutz fällig.
Anleitungen zum Selberbauen von diesen Dead Cats oder auch Mikrofonwindschutz gibt es im Netz viele und kaum eine Anleitung traut sich eine konkrete Stückliste auszuweisen. Es gibt immer nur Anleitungen mit einem Haufen Fotos (so wie diese hier auch) und dann heißt es viel Glück beim Finden der Einzelteile.
Durch das Herumstöbern auf Instagram stolperte ich über einen Beitrag von dem Künstler Felix Blume zusammen mit Sara Lana, die die perfekte Selbstbauanleitung veröffentlichten. Fast! Aber sie war schon so nahe an der Perfektion, dass ich beschloss diese nachzubauen. In einem Instagram Post dankte ich Felix für diese einfache Anleitung, den Link zu der Webseite von ihm verlinke ich unten.
Material Liste
- OBall - ein Spielzeug mit dem Kinder greifen lernen können, zu finden in jedem Spielzeugladen oder überteuert bei einem Internet Versandhaus
- Brettchen Holz - zum Festhalten meiner Clippy EM272 Mikrofone mit ihren Clips
- Kabeldurchführung - zum Festhalten des OBall und als Adapter für die Mikrofon Klemme, M25
- 1m x 50cm Felzstoff/Kunstfell (mind. 4cm lang)
- 1m Schnur (Ich habe Paracord genommen)
- 2x Kordelstopper (die schwarze Kugel)
- Irgendein Nähgarn
- 1 Stunde Zeit bei mittlerer Begabung und nicht zu großer Ablenkung
Detailmaße für die einzelnen Fellstücke:
- 2x Rechteckiger Ausschnitt á 34x11cm
- 2x Kreisrunder Ausschnitt Durchmesser 10,5cm
Felix verwendet in seiner Bauanleitung einen Superlux Halter und Sugru, einen formbaren Kleber, um den OBall mit einem Adapter für das Mikrofon auszustatten. Das Mikrofon wird dann normal in den Halter gesteckt, vorne drauf steckt dann der OBall mit dem Windschutz.
Mir hat diese Lösung nicht gut gefallen. Ich wollte keinen festen Adapter an den OBall ankleben, der mich auf eine Mikrofongröße festlegt. Auch erschien mir die Konstruktion nur begrenzt haltbar. Die Clippy hätte ich dann auf der Spitze eines Besenstiels befestigt. Durch Zufall fand ich im Baumarkt Kabeldurchführungen mit einer passenden Kontermutter. Diese Lösung gefiel mir auf Anhieb und damit konnte ich zwei Dinge gleichzeitig umsetzen: die Halterung im Mikrofon und die feste Montage des OBalls. Wenn ich demnächst auf andere Mikrofone wechseln möchte, nehme ich eine größte Kabeldurchführung. Die großen Löcher im OBall geben da noch einigen größeren Spielraum.
Bei dem Zusammenbau habe ich mich mehr oder minder komplett an den Aufbau und das YouTube Video von Felix gehalten und habe die Maße befolgt. Eine kleine Änderung habe ich vorgenommen, ich habe die Außenseite des Fells nach innen umgeschlagen und so einen Saum genäht. Durch den Saum habe ich später das Paracord durchgezogen, damit ich den Windschutz gut zuziehen konnte. Alle Stiche wurden mit der Hand ausgeführt, Stich für Stich - nach rund 30 Minuten pro Windschutz war ich mit dem Vorhaben durch. Die meiste Zeit hat anschließen der Kampf gegen lose Fellflusen gedauert, die sich in meinem Arbeitszimmer verteilten. Durch die Bildung des Saums habe ich das Maß 10,5cm für die Höhe des Windschutzes korrigiert - 11cm wurden es bei mir, ein kleines bisschen mehr als wirklich erforderlich war. Ich kann den Windschutz gut aufsetzen und abnehmen, ich bin soweit zufrieden - raus für einen Praxistest.
Der erste Test
Der erste Test fand irgendwo auf einem Feld in Niedersachsen statt. Geschätzt waren 5-6 Beaufort, es pustete also schon recht ordentlich der Wind drang still und heimlich durch die nicht ganz verschlossenen Kabeldurchführungen hindurch. Nach dem Hineinstopfen eines Taschentuches war Stille und der Windschutz war für dieses Szenario ausreichend gewährleistet. In weiteren Aufnahmen konnten die Fellknuffies sich bewähren und ich bin vollkommen zufrieden. Sicherlich werden sie den Frequenzgang der Micbooster Clippy EM272 deutlich verändern und erfordern ein Gegensteuern mittels Equalizers.
Insbesondere das Aussehen nach Krümelmonster sorgt immer für ein Schmunzeln bei den Zuschauern oder vorbeigehenden Fußgängern. Vielleicht sollte ich doch mal Augen auf die Mikrofone kleben.
Hat sich der Aufbau so bewährt? Aus meiner Sicht war das eine gelungene Anleitung und ich bin vollkommen mit dem Ergebnis zufrieden. Wenn es wirklich sehr windig ist, ziehe ich zusätzlich einen Nylon-Strumpf über die OBall und verhindere sodass Luftstöße so leicht ins innere gelangen. Grundsätzlich wäre vermutlich der Aufbau mit einem längeren Fell noch besser - das habe ich noch nicht gefunden und außerdem kann ich vermutlich noch einige Krümelmonster mit Fell ausstatten.
Update Røde NT5 und die Dead Cats (05.02.2022)
Ich wollte meine Mikrofonsammlung um zwei kleine Kondensatormikrofone mit Richtwirkung erweitern, um mit anderen Stereo Anordnungen experimentieren zu können. Ich entschied mich für den Kauf eines Pärchen Røde NT5. Durch den Austausch der Kabeldurchführung auf die nächste Größe (M32), konnte ich den selbstgebastelten Windschutz für die Røde NT5 weiter benutzen. Der konische Aufbau der Kabeldurchführungen sorgt dafür, dass der OBall und die Mikrofone fest miteinander verbunden sind. Lediglich ein besserer Halter wäre hilfreich, um Vibrationen der AB-Stereoschiene zu minimieren. Wie stark sich das auswirkt, muss die Praxis noch beweisen.