Mastering des Podcasts

Ulrich Habel

| 6 Minuten

Screenshot der Digital Audio Workstation Reaper

Dann und wann erreichen mich Fragen wie dieser Podcast gemastert wird und welche Plugins oder Effekte ich dazu verwende. Ich möchte in diesem Post einmal näher darauf eingehen welche Plugins ich verwende, mit welcher Intention ich diesen Podcast mastere und anhand welcher Kriterien ich diesen Podcast final mastere.

Überlegungen zum Mastering und Durchführung

Das Mastering soll den Klang der Natur so wieder gegeben wie ich ihn zu diesem Zeitpunkt empfunden habe und wie ich ihn gerne hören möchte. Das schließt auf der einen Seite das Editieren der Aufnahme(n) mit ein, auf der anderen Seite schließt es umfangreiche Bearbeitungen aus meiner Sicht aus. Ich versuche den schmalen Grat zwischen Field Recording mit anschließender Aufarbeitung der Klänge und dem Sound Design zu gehen - wissend, dass ich manchmal nicht strikt genug bin. Das Geräusch eines überfliegenden Flugzeugs kann in der Aufnahme bleiben, sofern es klanggebend ist oder der Aufnahme eine “Geschichte” hinzufügt. Das betrifft beispielsweise den direkten Überflug einer Cessna der Inselflieger in Ostfriesland. Sollte es sich lediglich um das Grummeln eines sehr hoch fligeneden Verkehrsflugszeugs handeln, schneide ich es raus. Mehr dazu in einer kommenden Folge “Editing des Podcasts”.

Dementsprechend verfahre ich mit den Einstellungen des Equalizers. Der Equalizer hat für mich in meinem Projekt im Wesentlichen zwei Aufgaben. Entfernen der niederfrequenten Windgeräusche oder anderer Geräusche, die der Aufnahme die Klarheit nehmen und dem Ausgleichen des Verlusts an Höhen durch den Windschutz. Da ich unter Umständen mit mehreren Mikrofonen aufnehme, ist es erforderlich die einzelnen Spuren getrennt mit dem Equalizer zu bearbeiten. Daher verwende ich die Equalizer grundsätzlich auf dem jeweiligen Mikrofon Track. Als Filter kommt hierbei der ToneBoosters Equalizer v4 zum Einsatz.

Mittels eines Effekt-Plugins balanciere ich den Mix zwischen Links und Rechts aus, Frequenzen unter einer bestimmten Frequzen, meist ca 130 kHu werden zu Mono umgewandelt. Hierbei hängt es ein bisschen von der Zahl und Art der Mikrofone ab mit denen ich die Aufnahme durchgeführt habe. In einem kompletten Recording Setup verwende ich zwei Mikrofone in ORTF Anordnung oder in AB Anordnung. Eine weitere Spur bekommt das LOM Geofon. Das LOM Geofon ist ein einzelnes Mikrofon und ist daher immer mittig positioniert. In dieser Konstellation verwende ich den Effekt auf dem jeweiligen Stereo Track zum Korrigieren des Stereo Images. Als Filter kommt hierbei der Klanghelm VUMT Deluxe zum Einsatz.

Den Abschluss der Mastering-Kette bildet ein Limiter, der die Lautstärke finalisiert und dafür sorgt, dass das Audio Signal nicht zu laut wird. Dieser Effekt liegt bei mir immer auf dem Master Bus und der letzte Effekt in der Effekt-Kette, der das Audio verändert. Als Filter verwende ich dazu den ToneBoosters Barricade v4 Effekt. In besonderen Fällen verwende ich diesen zusätzlich auf einem Track, um sehr lautes Audio Material zu komprimieren.

Das so bearbeitete Audio Material wird aus der digitalen Workstation als WAV Datei mit 24 Bit, 48 kHz exportiert. Eine Normalisierung auf -3 dB True Peak findet während des Export-Vorgangs statt. Die durchschnittliche Lautstärke des Podcasts ist mir relativ unwichtig, je nachdem was die Natur zu bieten hat. Sollte der Dynamik Umfang zu hoch sein, würde ich mit einem Multiband Compressor korrieren, dieser Fall trat in den bisherigen Folgen jedoch nur einmal auf.

Mastering Parameter

  • True Peak: -3 dB (Normalisierungswert)
  • LUFS Integrated: ~20 - 26 dB
  • Loudness Range: 3-6 LU

Das anschließende Audio Transcoding vom WAV Format in die beiden Zielformate MP3 und AAC findet über die Software Fission von Rogue Amoeba statt. Folgende Parameter gelten für die beiden Audio Formate.

Audio Encoding Parameter

MP3

  • 256 kBit VBR
  • 44.100 Hz
  • 16 Bit
  • Joint Stereo

AAC

  • 325 kBit VBR
  • 48.000 Hz
  • 16 Bit
  • Stereo

Zukünfig denke ich an weitere Ausspielwege des Streams. Bei den Recordings entstehen bereits Fotos, die in den jeweiligen Episoden zu finden sind. Testweise möchte ich diese Bilder gerne mit dem Audio verbinden und Video Plattformen ausprobieren. Ich denke hier speziell an PeerTube und YouTube.

Track: ToneBoosters Equalizer v4 zum Ausgleich von Höhenverlusten durch DeadCat oder Windschutz
Master: Klanghelm VUMT Deluxe für das Finetuning des Stereo Images und Anwendung des MonoMakers für die tiefen Frequenzen
Master: ToneBoosters Barricade um die maximale Lautstärke einzustellen, ggf. Verwendung des Kompressors, wenn der Dynamik Umfang zu groß ist
Master: Überprüfung der anschließenden Lautstärke

Helferlein und Software

Dieser Abschnitt enthält Informationen über die verwendete Software beziehungsweise Filter und wie ich sie gerne einsetze. Sämtliche Plugins in der Digital Audio Workstation (DAW) Reaper sind von sehr hoher Qualität und es benötigt keine weiteren Effekte, um den Podcast zu produzieren. Es ist daher nicht zwingend erforderlich auf weitere Software zurückzugreifen, es sei denn …

Die nachtstehnde Software wanderte im Laufe der Zeit in meinen Werkzeugkasten und hat sich dort bewährt. Auch wenn ich mich immer gegen Plugins gewehrt habe - irgendwann stellte ich dann doch fest, dass gut gemachte Plugins Spaß machen können und letztlich den Weg zum Ergebnis - so wie ich es mir vorstellte - kürzer gemacht haben. Die nachstehende Software habe ich nach und nach entdeckt und möchte sie nicht mehr in meinem Produktionsprozess missen. Und sei es auch nur der Optik wegen. Es handelt sich also bei der Aufstellung nicht um Must-Haves oder um Kochrezepte; es sind die Plugins, die ich mir selber kaufte und deren Qualität ich schätze.

Works for me - ob es das für dich tut, ist subjektiv.

Digital Audio Workstation: Reaper

Als Digital Audio Workstation (DAW) habe ich mich für die Software Reaper entschieden. Diese ist für sehr günstig für den Privaten und Small Business Gebrauch zu erwerben und bietet mir alles, was ich mir wünschen kann. In Reaper verwalte ich meine Audio-Dateien, pflege die Metadaten zu dem Podcast, Schneide und Mische ihn und letztlich lege in ihm den Master an. Auch für künftige Video Projekte werde ich Reaper verwenden und das entstehende Material direkt aus der DAW exportieren.

Track FX: ToneBoosters Equalizer v4

Der ToneBoosters Equalizer ist mittlerweile mein Go-To Equalizer für alle gearteten EQ Aufgabe. Ich mag die Art und Weise wie er die Signale darstellt und dabei in ein- und ausgehende Signale in der Darstellung unterscheidet. Insbesondere die mitgelierten Presets finde ich sinnvoll und diese dienen mir oft als Ausgangsbasis. Der Equalizer kann dabei sowohl mit einem komrpimierenden als auch einer expandieren Wirkung (Compressor/Expander) eingesetzt werden. Ein sehr gut lesbares Handbuch rundet diesen Equalizer ab.

Master FX: Klanghelm VUMT Deluxe (Pro)

Klanghelm stellt hervorragende Audio-Plugins her, der VUMT Deluxe ist keine Ausnahme. Dieses Plugin gibt es in verschiedenen Versionen, einer Standard und einer Pro-Version. Ich verwende die Pro-Version, die zustätzlich zu der Standaerd Version noch die Funktioanlitäten High Pass, Low Pass, einen dynamischen EQ sowie einen Mono Maker mitbringt. Speziell der Mono Maker und die Fähigkeit das Stereo Image anzupassen sind für mich die beiden entscheidenden Funktionalitäten dieses Plugin zu verwenden.

Master FX: ToneBoosters Barricade v4

Der Limiter von Reaper ist ein Limiter - meiner meinung nach jedoch ohne wesentlichen Charakter und mit gewöhungsbedürftigem User Interface. Ich finde den ToneBoosters Barricade deutlich transparenter und mir gefallen die Ergebnisse besser. Zustätuzlch zu einer Compressor Funktion bringt der Filter eine Dither Funktion mit, die bei mir den Master letzlich abrundet. Auf Wunsch lässt sich die Transparenz entfernen und das Plugin bekommt seinen eigenen Charakter. Für das Field Recording ist mit die Funktion nicht so wichtig - für das mastern von anderen Podcasts, finde ich diese Funktion jedoch sehr praktisch.

Master FX: Youlean Loudness Meter Pro

Dieses Plugin ist das letzte Plugin auf dem Master Bus. Es zeigt mir zuverlässig die Lautstärke des Masters an, speziell in LUFS, der Maßeinheit des Internets ;). Ich empfand die Messungen immer als sehr zuverlässig und Master, die in Youlean mit einer Lautstärke angezeigt wurden, haben sich im Nachhinein als noch nie zu laut herausgestellt. Das Plugin lässt sich auch als StandAlone Applikation betreiben und kann Audio Material analysieren. Das finde ich sehr praktisch und jeder von mir gemasterte Podcast, egal ob Field Recording zweispuriges oder Voice Podcasts werden von mir damit überprüft.